Debian Testing doch keine stabile Gamingplattform?

Diskussionsforum zum Thema

Ich teste in letzter Zeit Vieles bezüglich „Gaming unter Linux“. Meine präferierte Plattform war hier „Debian Testing“. Grundlegend verwende ich Debian GNU Linux für viele Projekte und kenne mich damit deshalb relativ gut aus. Folgendes ist nun aber in den letzten Tagen passiert:

  • Ich habe ein dist-upgrade durchgeführt.
  • Im Zuge des Upgrades wurden viele der 32-Bit Komponenten von Lutris bzgl. Wine ausgetauscht (aktualisiert).

Nach dem Upgrade habe ich meinen PC durchgestartet und alles getestet. Letztlich stellte ich fest, dass einige der installierten Spiele nicht mehr funktioniert haben. World of Tanks lief kurz an, beendete sich jedoch von selbst. Auch einige Steam-Spiele starteten nicht mehr. Ich habe dann einige Zeit versucht, den Fehler zu finden, bin jedoch gescheitert.

Die Experimente beginnen

Einige Stunden später, ich wollte das nicht einfach hinnehmen, überlegte ich mir, was das Ziel von „Gaming unter Linux“ sein muss bzw. sein sollte:

  • Der „Gamer“ muss eine Plattform zur Verfügung gestellt bekommen, die leicht installiert werden kann.
  • Die Wartung muss relativ simpel zu bewerkstelligen sein.
  • Die Pakete sollen möglichst aktuell ein.
  • Die Distribution selbst muss unbedigt als „stable“ eingestuft werden können.

Pop OS!

In Verbindung mit der Headline „Gaming unter Linux“ liest man immer wieder von POP OS!, welches grundlegend auf Ubuntu Linux basiert. POP OS! soll DIE Gamingplattform sein. Nun gut, probieren wir es aus!

Ich verwende eine NVIDIA Grafikkarte, weshalb ich gleich das ISO-File mit dem integrierten proprietären NVIDIA-Treiber herunterlade. Die Installation selbst ist als selbsterklärend einzustufen.  Für die Installation von Steam, verwende ich die in POP-OS! integrierte Softwareveraltung. Anders als bei Linus Tech Tips (Video), zerschießt mir die Steaminstallation nicht meinen X-Server (hier wurde offenbar nachgebessert).

Nach Anmeldung und Installation einiger Spiele in Steam, stelle ich fest, dass KEINES der installierten Spiele (auch keine Linux-native-Spiele) funktionieren. Bei Klick auf Start poppt kurz ein Fenster auf und der Spielstatus springt dann wieder auf Start. Das Spiel hängt sich also gleich nach dem Start auf. In die Fehlersuche selbst, hab ich so gut wie keine Energie gesteckt. Es fanden sich zwar einige Beiträge zu dieser Problematik, die mir bei meinem Problem aber nicht weiter halfen.

Abseits der Steam-Problematik meinte Pop OS! 2-3 mal, es müsse einfrieren, oder mir zwar noch die GUI anzeigen, jedoch keine Eingaben mehr akzeptieren. Sorry, dafür habe ich keine Zeit!

Bye, bye Pop OS! In der Form kann ein Linuxneuling leider gar nichts damit anfangen und wird genervt das Handtuch werfen.

Debian Stable

Nach wie vor davon überzeugt, dass meine ursprüngliche Problematik (Debian Testing) dadurch ausgelöst wurde, dass Debian Testing durchaus auch „unstable“ sein kann, kam nun das gute Debian Stable auf die Platte. Nach der NVIDIA-Treiber-Installation bemühte ich apt, um Steam zu installieren, das nach dem Start sofort ein Update (auf die aktuellste Version von Steam) durchführte. Leider jedoch, kam ich nie zum Loginfenster. Warum? Nun, Steam stürzte kurz nach dem Start mit einem „Memory segmentation error“ ab. Nachdem ich nie Probleme mit meinem RAM hatte, schloss ich einen Hardwaredefekt aus.

Leider führte in meinem Test auch Debian Stable nicht zum gewünschten Ziel. Auch in dem Fall habe ich nicht viel Zeit damit verschwendet, den Fehler zu finden und bin zur nächsten Distribution gesprungen.

Manjaro Linux

Es war für mich kein einfacher Schritt, debianbasierten Distributionen den Rücken zu kehren. Manjaro Linux ist eine, auf Arch Linux basierende, Distribution. Mit Arch habe ich 0 Erfahrung. Manjaro soll jedoch auch für „Arch-Anfänger“ geeignet sein. Auch hier läuft die Installation sehr schnell und einfach ab. Als Basis dient -wie immer- ein ISO File. Bezüglich  GUI hat man die Qual der Wahl zwischen XFCE, GNOME und Plasma. Ich wähle Gnome als Desktopumgebung. Die NVIDIA Installation wird direkt im Zuge der Installation erledigt.

Nun ging ich daran Steam, Wine und Lutris mittels der Applikation „Software hinzufügen / entfernen“ zu installieren. Folgendes wurde ausgewählt:

  • steam-manjaro
  • steam-native
  • lutris
  • playonlinux
  • wine
  • winetricks

Mittlerweile eher skeptisch loggte ich mich in Steam ein und testete ein paar Spiele. Oh, es funktioniert alles. Sensationell! Durch den Erfolg, war ich guter Dinge, dass auch mein geliebtes World of Tanks unter Lutris wieder läuft. Ich sollte nicht enttäusch werden. Alles läuft rund.

Fazit und Schlussworte

Ich möchte hier auf keinen Fall eine Distribution schlecht reden und beziehe mich rein darauf, ob man sofort nach der Installation mit dem Gaming loslegen kann, oder auch nicht. Im Falle von POP OS! und auch Manjaro Linux bin ich absoluter Neuling. Bei meinen Tests galt die Vorgabe, dass alles (Spiele und Plattformen) sofort nach der Installation funktionieren müssen. Unbedingt zu erwähnen ist, dass es nicht DIE Distribution für Spiele gibt. Genausowenig kann man davon ausgehen, dass Spiele, die eigentlich für Windows produziert worden sind, unter „Linux“ laufen bzw. durchgängig funktionieren. Vor allem bezogen auf Windowsspiele und der fortlaufenden Weiterentwicklung von Linux(paketen), kann es zu Inkompatibilitäten kommen, die den Start von Spielen verhindern. Genaugenommen dürfte man (wenn alles soweit funktioniert) wohl kein Upgrade seiner installierten Distribution mehr durchführen, um in keine Probleme zu laufen. Dies geht insofern nicht, als dass man ja auf Sicherheitsupdates angewiesen ist und diese zeitnah installiert werden sollten. Eventuell könnte man ein Pinning von Wine, Lutris, Playonlinux etc. durchführen. (Dadurch würden die installierten Versionen nicht mehr aktualisiert werden). Es wird sich zeigen, wie weit ich mit Manjaro Linux komme.

So oder so rate ich jedem Linuxinteressierten dazu, auf Linux zu setzen und -wenn möglich- nur Spiele zu kaufen die „native“ unter Linux betrieben werden können.

Wünsche, Anregungen, Beschwerden, Tipps und positiv gemeinte Kritik gerne via Kommentarfunktion. 🙂

 

Die Gamingplattformen Steam-Proton Wine und Lutris

Bye, bye Windows – Wird Windows obsolet für Spieler?

Wie vielleicht manch Leser meines Blogs mitbekommen hat, will ich im privaten Umfeld die „Fenster aus Redmond“ aka Windows endgültig los werden. Da ich auch „Gamer“ bin, fiel mir das aufgrund fehlender „Linux-Unterstützung“ seitens der Spieleentwickler recht schwer. Aber es ist definitiv Besserung in Sicht!

Meiner Meinung nach hat Steam, nicht zuletzt aufgrund der Entwicklung des Steamdeck, einige Hebel in Bewegung gesetzt, um dem „Pinguin das Spielen“ beizubringen (Stichwort: Steam/Proton). Abseits dessen, gibt es auch noch Lutris, das im Team mit Wine ein Tool zur Verfügug stellt,  um Windows Spiele unter Linux zu installieren und lauffähig zu machen. Der Clou dabei ist, dass man sich mit Lutris nicht zwangsläufig um die Konfiguration (von Wine) kümmern muss. Viele Spiele laufen out-of-the box.

Bei Steamkäufen auf „Linuxkompatibilität“ achten

Optimale Bedingungen für das Spielen unter Linux lassen sich dadurch schaffen, bereits beim Kauf des Spiels darauf zu achten, dass  es nativ unter Linux lauffähig ist (Linux also als Plattform unterstützt wird).

Werft also bei eurem nächsten Kauf unbedingt einen Blick auf die  Systemanforderungen im Steam-Shop. Zumeist ist dort als unterstützte Linuxdistribution ein Ubuntu aufgeführt. Deshalb muss man sich aber noch lange kein Ubuntu auf die Platt klatschen. Bei mir dient Debian Testing als Basis und es läuft perfekt. 🙂

Beispiel: Steam – Systemanforderungen (SteamOS + Linux)

Steam Installation unter Debian

Nachdem wir unter anderem auf die Software „Steam“ angewiesen sind, hier eine kurze Installationsanleitung.

  • Die Paketquellen in der /etc/apt/sources.list um die Zweige contrib und non-free ergänzen
  • apt-get update ausführen
  • Multiarch (i386) aktivieren: dpkg –add-architecture i386
  • apt-get update ausführen
  • apt-get install steam
  • Steam starten, einloggen und in den Optionen alle Haken bei Steam-Play setzen

Wenn es (lt. Spieleschmiede) nur Windows sein darf

Völlig klar ist, dass viele der Spiele da draussen noch immer ausschließlich für Windows gebaut werden. Da gibt es nichts schön zu reden!

Läuft euer Spiel nicht „out-of-the-box“ mit Steam/Proton wird es etwas schwieriger. Welche Optionen hat man?

Steam mit „Glorious Eggroll / Proton“ Erweiterung

Den Kompatibilitätslayer „Proton“ gibt es in den verschiedensten Versionen. Abgesehen von den steam-eigenen Entwicklungen, versucht ein findiger Programmierer Proton „noch kompatibler“ zu machen. Die Erweiterung nennt sich Glorious Eggroll und ist auf Github zu finden.  Aktuell steht die Version 6.20-GE1 zum Download bereit.

Die Installation verläuft in ein paar einfachen Schritten:

  • Via Github die Proton*.tar.gz Datei herunterladen
  • Die Datei in den Ordner: /home/<user>/.steam/root/compatibilitytools.d entpacken, wobei im Order compatibiltiytools.d dann das Verzeichnis der Glorious-Eggroll-Version vorhanden sein muss.
  • In Steam selbst (bei den Spieleeigenschaften) – Steam-Play die gewünschte Protonversion wählen
  • Spiel starten

Anmerkung: Es  gäbe im Steamclient auch die Möglichkeit unter dein Einstellungen (Steam-Play) fix eine Protonversion (auch die GE) zu hinterlegen. Leider aber, besteht hier ein Bug. Sobald man die GE-Version wählt und dann den Steamclient neu startet, „vergisst“ Steam die Einstellung wieder. Ich bin deshalb dazu übergegangen, die Protonversion pro Spiel (via Spiele-Eigenschaften) auszuwählen.

Bug: Globale Einstellungen werden nicht gespeichert (Der Haken bei Enable Steam Play for all other titles in Kombination mit Proton-GE, wird nach Neustart von Steam  „vergessen“).

Lutris

Ich verwende Lutris ausschließlich für „steamfremde“ Spiele. In meinem Fall verwende ich es für World of Tanks. Setzt man auf Lutris, sind einige Vorarbeiten zu tätigen. Abgesehen von der Installation der Pakete für Lutris, muss auch Wine (in möglichst aktueller Version) installiert werden. Eine detaillierte Anleitung findet man auf WineHQ.

Bei mir läuft „wine-staging“ sehr gut, weshalb ich euch diese Version empfehlen kann.

Eine kurze Zusammenfassung zu World of Tanks & Lutris findet ihr hier.

Hardware, Treiber und Zusatzpakete

Was hilft der beste Kompatibilitätslayer, wenn die Hardware nicht mitspielt? Vermutlich wenig bis gar nichts 😉

Es ist immens wichtig, den aktuellsten (proprietären) Grafikkartentreiber installiert zu haben. Allerdings sehe ich, sofern alle Spiele laufen, keine Notwendigkeit bzgl. Grafikkartentreiber immer ganz vorne mit dabei zu sein. Dies verursacht meiner Erfahrung nach oft zusätzliche Probleme. Hier sollte also nach dem Verfahren: „Never change a running system“ vorgegangen werden. Ich kann hier ausschließlich für NVIDIA-Karten sprechen und nicht für AMD.

NVIDIA

Den Treiber von NVIDIA erhält man über deren Website.

Vor der eigentlichen Installation, müssen noch einige Zusatzpakete installiert werden (es kann sein, dass ihr eure /etc/apt/sources.list um contrib und non-free erweitern müsst):

  • apt-get install linux-headers-$(uname -r) build-essential libglvnd-dev pkg-config

Bitte nicht vergessen (sofern noch nicht geschehen), Multi-Arch (i386) zu aktivieren, da auch 32-Bit Libraries von Wine & Steam benötigt werden:

  • dpkg –add-architecture i386
  • apt-get upgrade

Für die Installation des NVIDIA Treibers, muss man außerhalb des GUI sein. Ich erledige dies meistens, indem ich beim Grub-Bootmenü auf die Taste „e“ für Edit drücke und den Kernelparameter „single“ (ohne Anführungszeichen) in der Zeile in der auch „vmlinuz“ steht, ganz hinten in der Zeile ergänze. Schließlich drückt man F10 um den Bootvorgang zu starten. Das System bootet nun nur in die Konsole.

Nach Eingabe des Root-Passwortes, wechselt man in den Ordner in den man zuvor den NVIDIA Treiber (mit der Endung .run) heruntergeladen hat und macht die Datei mit dem Befehl:

  • chmod +x NVIDIA-Treibername.run

ausführbar.

Schließlich startet man die Installation durch Aufruf von:

  • ./NVIDIA-Treibername.run

Wichtig ist, dass auch die 32 Bit-Libraries installiert werden (es kommt hier eine Abfrage) und die xorg.conf angepasst wird (auch hier kommt eine Abfrage).

Blacklisting des nouveau-Moduls

Sofern bei euch der sog. „nouveau“ Treiber für die Nvidia Karte installiert ist, kann es nötig sein, ein Blacklisting durchzuführen, damit es zu keinen Kollisionen kommt. Bei mir war dies aber bislang bei keiner Installation nötig.

  • echo blacklist nouveau > /etc/modprobe.d/blacklist-nvidia-nouveau.conf

Neustart des Systems

  • reboot

Fazit

Es ist sicher noch ein langer Weg, bis alles absolut reibungslos läuft. Es gibt aber definitiv ein ganz helles Licht am Ende des Tunnels. Die Entwicklung geht in die richtige Richtung. Wir, als Enduser, können die Entwicklung unterstützen. Achtet beim Kauf von Spielen auf  „Linuxkompatibilität“ und nutzt eine Linuxdistribution, wenn möglich 😉